Liköre selber machen klingt auf den ersten Blick nach viel Arbeit – genauer betrachtet ist es jedoch ein relativ einfacher Prozess. Selbst hergestellte Liköre haben einerseits den Vorteil, dass man die Inhaltsstoffe frei wählen kann. Auf diese Weise gelingen auch außergewöhnliche Kombinationen, die man in dieser Zusammenstellung in keinem Supermarkt finden wird. Darüber hinaus lässt sich durch Feinabstimmung der Inhaltsstoffe auch die Stärke des Alkohols, die Intensität des Geschmacks und die Süße des Likörs bestimmen. Nicht zuletzt ist ein selbst hergestellter Likör ein wunderbares, individuelles Geschenk für Familie und liebe Freunde.
Wenn man Likör selbst herstellen möchte, bieten sich zwei unterschiedliche Verfahren an: Die angesetzte und die gemischte Variante.
Angesetzte Liköre selber machen
Das Ansetzen eines Likörs ist die traditionellere der beiden Formen. Das Prinzip ist nicht nur einfach, sondern auch selbsterklärend: Früchte oder Kräuter werden zusammen mit einem alkoholhaltigen Getränk und Kristallzucker in ein Gefäß gefüllt – ein Vorgehen, das in der Fachsprache als „Ansetzen“ bezeichnet wird. Das Gefäß muss luftdicht verschließbar sein und von möglichst dunkler Farbe, damit das Licht die Inhaltsstoffe und Aromen nicht negativ beeinflussen kann. Nach und nach extrahiert der Alkohol das Aroma der Früchte; je nach gewünschter Intensität kann dieser Prozess einige Wochen in Anspruch nehmen. Als Endergebnis bleibt aromatisierter Alkohol über. Die Früchte bzw. Kräuter werden anschließend mit einem Baumwolltuch oder einem Kaffeefilter aus dem Gefäß gesiebt und entsorgt.
Zu beachten gilt, dass beim Ansetzen eines Likörs nur hochprozentiger Alkohol verwendet werden sollte. Beliebt sind vor allem Wodka und Korn, da beide Getränke nur einen geringen Anteil an Eigengeschmack haben und somit den Likör nicht verfälschen. Auch möglich ist der Einsatz von reinem Alkohol, wie man ihn heutzutage vorwiegend in Apotheken erhält.
Gemischte Liköre
Wer nur ungerne einige Wochen auf seinen Likör wartet, greift am besten zur zweiten Methode: Dem Mischen. Hier wird das Aroma nicht durch lange Extraktion, sondern durch simples Auspressen der Früchte gewonnen. Gesüßt wird der Likör mit einer aufgekochten Mischung aus Alkohol und Zucker. Vor allem cremige, sahnige Liköre eignen sich hervorragend für dieses Herstellungsverfahren; zu den prominentesten Beispielen zählen Eierlikör oder spezielle Mischungen aus Whiskey und Sahne, die geschmacklich an den berühmten Baileys angelehnt sind.
Likör Rezepte
Beim Selbermachen von Fruchtlikören sind der Fantasie praktisch keinerlei Grenzen gesetzt: Beinahe alle Fruchtsorten eignen sich. Zu den beliebtesten Likören zählen solche aus Äpfeln, Birnen, Quitten, Pflaumen, Mandarinen, Ananas, Beeren, Sanddorn und Schlehen. Je nach Lust und Laune können natürlich auch Früchte miteinander kombiniert werden.
Drei einfache Rezepte für selbstgemachten Likör
Mandarinenlikör
Zutaten:
1 kg Bio Mandarinen
1 Flasche Weinbrand
600 g Kandiszucker
2 Vanilleschoten
Zubereitung:
Die Mandarinen heiß waschen, vierteln und in ein großes, dunkles Gefäß geben. Die Vanilleschoten halbieren und zusammen mit dem Kandiszucker hinzufügen. Mit Weinbrand aufüllen, anschließend für 6 Wochen stehen lassen und danach den Likör filtern.
Mandellikör
Zutaten:
200 ml Wasser
500 ml Cognac
125 g Kandiszucker
1 Zimtstengel
150 g geschälte Mandeln
3 Tropfen Bittermandelaroma
2 Stück Sternanis
Zubereitung:
Den Kandiszucker so lange in Wasser aufkochen, bis der Zucker aufgelöst ist. Dann die grob gehackten Mandeln beifügen und alles auf mittlerer Hitze für fünf Minuten kochen lassen, gelegentlich umrühren. Der Mischung Cognac, Zimt, Sternanis und Bittermandelaroma beifügen, anschließend in ein geeignetes, dunkles Gefäß füllen. Den Likör 2 Wochen lang ziehen lassen, anschließend durch ein Sieb filtern.
Apfellikör
Zutaten:
1 kg Tafeläpfel
1 Liter Weingeist
1 Liter Wasser
250 g Zucker
1 Stange Vanille
1 Teelöffel Anis
Zubereitung:
Die Äpfel zuerst waschen, vom Kerngehäuse befreien und schälen, anschließend mit der Küchenmaschine grob zerkleiner. In ein geeignetes, dunkles Gefäß geben, mit Weingeist und Wasser aufgießen. Vanille und Anis hinzufügen. Den Likör 6 Wochen ziehen lassen, anschließend mit einem Sieb filtern und mit dem Zucker vermengen.
Kräuterlikör selber machen
Der Kräuterlikör nimmt einen besonderen Stellenwert ein: Er ist nicht nur Genussmittel, sondern wird auch für seine verdauungsfördernde Wirkung geschätzt. Vor allem nach einem üppigen, fettreichen Essen kann es hilfreich sein, ein Glas Kräuterlikör gegen das Völlegefühl zu trinken.
Kräuterliköre lassen sich ebenso einfach selbst herstellen wie Fruchtliköre. Die Basis bildet Alkohol mit möglichst wenig Eigengeschmack, vorzugsweise greift man zu Wodka oder Korn. Die Kräuter können entweder frisch oder getrocknet sein, ebenso kann man zwischen einer einzelnen Sorte oder individuellen Kräutermischungen wählen. Besonders gut eignen sich Salbei, Rosmarin, Oregano, Minze, Basilikum, Thymian und Kamille.
Um Kräuterlikör selbst herzustellen, wird zuerst ein Liter Alkohol in ein geeignetes Gefäß gefüllt. Auch hier gilt: Das Gefäß muss luftdicht verschließbar sein und von möglichst dunkler Farbe, damit das Licht die Inhaltsstoffe und Aromen nicht negativ beeinflussen kann. Auf einen Liter Alkohol werden rund 800 Gramm Zucker benötigt; bei Kräuterlikör eignet sich besonders Kandiszucker. Wenn gewünscht, kann auch ein wenig Zitronensaft beigefügt werden. Zum Schluss folgen die zerkleinerten Kräuter; von jeder Sorte wird etwa ein Esslöffel beigefügt, insgesamt sollte die Menge an Kräutern bei rund 7 Esslöffeln liegen. Anschließend wird das Gefäß fest verschlossen und muss nun für rund vier bis sechs Wochen durchziehen. Um eine gute Verteilung der Mischung zu garantieren, sollte die Falsche jeden Tag kräftig durchgeschüttelt oder umgerührt werden. Abschließend werden die Kräuter durch ein feines Sieb gegossen, sodass nur noch der fertige Likör über bleibt. Wer möchte, kann sein Werk noch mit Honig, Sternanis oder geriebenen Zitronenschalen verfeinern.